Durch unseren Umzug mit Pferd und Katze in ein neues Domizil im Paradies des Ostallgäus, haben wir endlich auch wieder einen Garten. Nein, keinen Vorstadt- oder Schrebergarten, auch keinen wunderschönen Bauerngarten. Wir fangen ganz von vorne an. Mit einem kleinen Stück verwilderter Pferdekoppel, das erst noch Garten werden will. Ein blühender, artenreicher, biologischer Permakulturgarten, in dem wir uns gemeinsam mit Vögeln, Insekten, Echsen, Amphibien und anderem Getier wohlfühlen wollen.


Zum ersten Mal stehen wir nun auf der kleinen Wiese. Sie umfasst 322 qm und fügt sich harmonisch zwischen Pferdekoppeln, Reitplatz, Holzlege und mehreren Schuppen ein. Es ist Liebe auf den ersten Blick und lässt mein Herz höher schlagen.

Unser künftiges Gartenstück, ein Platz der Ruhe und des glücklichen Beobachtens, war vor vielen Jahren schon einmal ein Garten. Davon zeugen noch zwei verwitterte Beetumrandungen aus Rundhölzern. Hier hatten sich Gartenfreunde viel Mühe gegeben, denn die Eckpfosten stecken in verzinkten Bodenhülsen, die über Jahrezehnte hinweg nutzbar sind. Auch wenn die Rundhölzer und Pfosten bereits vermorscht sind und zerfallen, so lassen sich leicht neue Hölzer in den Bodenhülsen versenken.

Während wir so über das erst gestern gemähte Gras schlendern (die Eigentümerin hat das hüfthohe Gras mit dem Balkenmäher gemäht), zeige ich mich sehr überrascht. Bis auf einen lieblos gepflanzten jungen Apfelbaum und ein paar zerzausten, jungen Fichten am Rande zur Holzlege, weist nichts darauf hin, dass hier mal Gemüse, Blumen und Kräuter gestanden haben sollen. Stattdessen finden sich in der sehr unebenen Wiese große bewachsene Buckel. Was hat es damit wohl auf sich?

Wir erfahren, dass zum Garten noch ein kleiner Schuppen und der Bereich zwischen diesem Schuppen und dem Garten gehört.


Wir ziehen Bilanz:
- Hauptsächlich wächst hier viel Gras, verwildertes Getreide, Melde und Unmengen Brennesseln.
- In einigen Bereichen findet sich gute, satte, schwarze Erde (Humus, ehemaliger Pferdemist)
- Manche Stellen weisen überwachsenen lehmigen Boden mit einem Gemisch aus Kies, Feuerstellenrückständen und Steinschutt auf.
- Am unteren Eingang gleicht die Wiese eher einer Koppel, mit Gras, Spitzwegerich und Löwenzahn. Hier durften bisher die Ponys das Gras kurz halten.
- Der Durchgang vom Schuppen zum Garten ist verwildert und mit Fetzen von alter Dachpappe übersät. Allerdings finden wir hier überraschenderweise einen Holunder, eine Schwarze Johannisbeere und einen Haselnussstrauch.
- Eine defekte Dachrinne sollte so schnell wie möglich repariert werden, damit wir Wasser sammeln können.
- Das Schuppendach ist komplett morsch, an vielen Stellen regnet es herein, auch diese Reparatur hat Priorität.
Wir holen uns vom Eigentümer die Erlaubnis, hier einen Permakulturgarten “anlegen” zu dürfen. Vor meinem geistigen Auge überschlagen sich meine Ideen und ich kann unser Glück noch gar nicht richtig fassen. Doch zunächst kehre ich in die Realität zurück.
Da wir leider erst Anfang September in die Wohnung einziehen, fahren wir mit diesen Eindrücken wieder nach hause. Bis September soll ich meinen Tatendrang zügeln? Das dauert mir definitiv zu lange und so hole ich mir die Erlaubnis unserer Vermieterin, bereits jetzt schon den Garten in Angriff nehmen zu dürfen.
Als kleines Trostpflaster besorge ich mir tagsdarauf im Gartencenter junge Lauchpflanzen, Grünkohl und Schnittsellerie und pflanze sie in einen großen Kübel.
