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Vom Wühlmausfraß zur Permakultur-Oase: Ein Gartenjahr voller Überraschungen

    Das Gartenjahr war so ganz anders als wir es uns ursprünglich vorgestellt hatten. Vor unserem geistigen Auge sahen wir eine üppige wachsende Gemüselandschaft, durchzogen mit Blumenstauden, Beerensträuchern und dem einen oder anderen neuen Gestaltungselement.

    Ich würde gerne von unserer Planung für das neue Gartenjahr berichten. Doch wir hatten uns aufgrund der Wühlmaus-Erfahrungen der vergangenen 2 Jahre anders entschieden. Du erinnerst Dich, trotz der vorhandenen Fressfeinde wie Greifvögel, Fuchs und Katzen hatten wir eine extreme Wühlmauspopulation, die in unserem Garten für einen Verlust von über der Hälfte aller Pflanzen (Stauden, Jungsträucher, Kräuter, Obst- und Insektengehölze) sorgte. Die Gemüseernte eines ganzen Jahres fiel ihnen ebenfalls zum Opfer (wir berichteten darüber in diesem Beitrag). Unter der dicken Mulchschicht aus Grasschnitt, mit der wir den Garten mit Nährstoffen versorgten, fühlten sich die Nager erst so richtig wohl und breiteten sich rasant aus. Unsere Einstellung zum Mulchen hat sich dadurch zwar nicht grundlegend geändert, aber Grasschnitt würden wir ab diesem Jahr nicht mehr zum Mulchen verwenden.

    Abwarten und Beobachten

    Ein wichtiger „Arbeitsschritt“ beim Anlegen eines Permakulturgartens besteht aus Beobachten und Abwarten. Jedoch hat nicht jeder die Geduld, mehrere Vegetationsperioden einfach nur dazusitzen und den Garten zu beobachten. Auch wir haben gleich am ersten Tag angefangen Beete anzulegen, Saat auszubringen und Pflanzen zu setzen. Der Großeinsatz der Wühlmäuse im vergangenen Jahr hat uns allerdings vor eine Entscheidung gestellt: Entweder für neues Saat- und Pflanzgut wieder viel Geld und Zeit investieren oder stattdessen einfach mal einen Gang zurückzuschalten, abzuwarten und zu beobachten. Wir haben uns für Letzteres entschieden und wollten erst mal schauen, was überhaupt noch an Pflanzen übrig wäre, bzw. im Frühjahr von alleine wieder käme. Auf jeden Fall würden wir das flächendeckende Mulchen hauptsächlich dem natürlich wachsenden, blau blühenden Ackerehrenpreis überlassen, was im Übrigen sehr gut funktioniert hat.

    Lebendiger Mulch aus Ackerehrenpreis, der sich über den ganzen Garten zieht. In der Mittagszeit summt und brummt es hier auf den tausenden von kleinen blauen Blüten.

    Neue Gestaltungsideen

    Ruhezone

    Im September 2020 hatten wir begonnen, eine Ruhezone anzulegen und z.T. schon zu bepflanzen – das ging in diesem Jahr weiter. Vor allem auch die Überlegung für den Untergrund des Sitzbereiches. Über den Sommer haben wir Verschiedenes ausprobiert: Rasenteppich, festgestampfte Erde, Steinplatten. Aber so richtig gefallen hat uns das alles nicht. Schön wären natürlich Holzdielen gewesen, aber oh weh, die Kosten… Und dann dachten wir uns: Warum lassen wir da nicht einfach Gras wachsen? Bei Bedarf kann man es einfach mähen oder das Pony lässt es sich schmecken. So haben wir es dann auch gemacht.

    Ruhezone im Garten neu angelegt

    Kräuterbeet

    Gleich zu Beginn des Jahres bekamen wir einen ganzen Schwung Tonrohre und Lochziegel geschenkt. Damit widmeten wir uns einem neuen Permakultur-Element. Auf 4 Ebenen und in verschiedenen Zonen wachsen hier mehrjährige Kräuterstauden und einjährige Sommerblumen. Einmal ausgesät, sollen sie sich immer wieder selbst aussamen und so jedes Jahr von alleine für blühenden Nachwuchs sorgen.

    Kräuterbeet

    Kompostbehälter aus Paletten

    Um möglichst über das ganze Jahr eigene Erde zu erhalten, verwerten wir unsere Küchen- und Gartenabfälle selbst. Entweder bringen wir sie als Flächenkompost direkt in die Beete oder lagern sie erstmal an einem schattigen Platz bis zum nächsten Jahr. Damit so ein Haufen nicht von Regen, Wind und Wildtieren verbreitet wird, haben wir uns einen 2m langen, 1m breiten und 1m hohen Kasten aus Paletten gebaut. Dafür braucht man kein handwerkliches Geschick. Obendrein ist er gratis, denn Paletten gibt es haufenweise über den örtlichen Kleinanzeigenmarkt geschenkt. Verbinden lassen sich die Paletten z.B. mit Draht, verschraubten Hölzern, Metallverbindungen oder Schnüren. Wir haben hier zum Abstützen alte Pavillonstangen aus dem Schrott vom Wertstoffhof genommen. Zur Entnahme der fertigen Erde entfernt man einfach eine Palette. Sollte mal eine Palette morsch werden, lässt sie sich problemlos durch eine bessere ersetzen.

    Kompostbehälter aus Paletten, abgestützt mit alten Pavillonstangen vom Schrott

    Bokashi

    Da wir auch gerne auf Leserwünsche eingehen, wollten wir uns mal näher mit Bokashi beschäftigen. Bei dieser Form der Bodenverbesserung werden Küchenabfälle nicht auf den Kompost gebracht, sondern in einem Behälter der Fermentierung ausgesetzt. Unter der Verwendung von Effektiven Mikroorganismen (EM) und Luftabschluss werden frische! Küchenabfälle fest in einen Kunststoffbehälter (Eimer) gestampft. Der sich bildende „Saft“ wird dabei regelmäßig abgelassen und zehn- bis zwanzigfach verdünnt als Gießwasser für Pflanzen verwendet. Ist der Behälter voll, muss der Bokashi noch „reifen“. Das dauert ca. 2-3 Wochen. Wir haben den fertigen Bokashi – vermischt mit Gartenerde – für Tomaten und Paprika im Anlehngewächshaus und als Bodenverbesserer im Garten eingesetzt.

    Es gibt fertige Bokashi-Sets zu kaufen, die den Einstieg in diese Arbeitsweise erleichtern. Wir haben ein Jahr lang Bokashi hergestellt und für Garten und Pflanzen verwendet. Den abgelassenen „Saft“ verdünnten wir 1:10 mit Wasser (1 Teil Saft auf 10 Teile Wasser) und gaben ihn über den Kompost (Gießkanne). Die Verrottung ging eindeutig schneller vor sich, vermutlich weil wir damit die Würmer ordentlich gepowert haben 😉 Ob die Tomaten mit Bokashi besser gewachsen sind als sonst mit Erde und Pferdemist können wir nicht mit Bestimmtheit sagen – dafür notwendige identische Vergleiche haben wir nicht gemacht.

    Futterspender für Vögel + Eichhörnchen

    Auch unsere kleinen wilden Freunde haben wieder was von uns bekommen. Um nicht täglich die Behälter nachfüllen zu müssen, haben wir uns mehrere XXL-Vogelfutterspender gebaut. Die Eichhörnchen haben ein Futterhaus bekommen, in dem sie stets trockene und saubere Hasel- und Walnüsse vorfinden.

    Garten in neuem Outfit

    In den Jahren 2019 und 2020 zeigte sich der Garten in einer wahren, bunten Pracht. Wir konnten reichlich Gemüse ernten, waren voll motiviert und Gras/Rasen gab es allenfalls auf den Wegen. In 2021 jedoch nahm der Garten eine ganz andere Gestalt an. Aufgrund des hohen Wühlmausfraßes wurde der Garten lichter, mit größeren Rasenflächen und neuen Perspektiven. Die neue Ruhezone sowie das Kräuterbeet konnten nur entstehen, weil hier tatsächlich nichts mehr wuchs. Und auch der untere Sitzplatz war so nicht vorgesehen und wurde nur aufgrund der „Umgestaltung“ durch die Wühlmäuse möglich gemacht. Auch in diesem neuen Outfit gefällt uns unser kleines Refugium. Permakulturgarten 2.0 🙂

    Alles ist im Wandel – besonders ein Garten 🌷

    Zum Schluss noch ein paar Gartenimpressionen (mit Klick auf ein Bild öffnet sich die Galerie mit größeren Bildern)